„Mit welcher Farbe kann/sollte ich Lehmputz anstreichen?“
Im Prinzip haftet fast jede Farbe auf Lehm, die auch auf anderen Putzen haftet. Es sollte natürlich beachtet werden, dass die guten raumklimatischen Eigenschaften des Lehms, also besonders die Wasserdampfaufnahme und -abgabe, erhalten bleiben und nicht durch den Anstrich eingeschränkt werden. Dazu kommen die Fragen der Nachhaltigkeit und der gesundheitlichen Verträglichkeit. Folglich kommen für mich die Anstriche aus dem (Erdöl-)Chemiebaukasten nicht in Frage, also keine der üblichen Dispersionsfarben. Für Dispersionsfarben der Naturfarbenhersteller sieht die Sache anders aus.
Die Hersteller von Lehmbaustoffen und Naturfarbenhersteller bieten Lehmfarben an, teils pigmentiert, teils mit farbigen Lehmen eingefärbt. Beispiele für Inhaltsstoffe sind: Lehm, Marmormehl, Kreide, Cellulosefasern, Kasein, Methylcellulose u.a.. Hier gilt ebenso wie bei allen Baumaterialien: Volldeklaration einsehen – ohne Volldeklaration kann keine Entscheidung getroffen werden.
Gute Erfahrungen habe ich mit Marmormehl- oder Kalk-Kasein-Farben gemacht. Typische Bestandteile sind u.a. Kasein (Milcheiweiß), Weißkalk, Kreide, Ton, Cellulosen, Kalkspat, Marmormehle.
Ein weiterer, in Altbauten immer wieder vorzufindender, Anstrich ist die Leimfarbe. Sie gilt zu Unrecht als veraltet. Leider sorgt sie bei Renovierungs- bzw- Modernisierungsarbeiten immer wieder für Ärger: Wenn Kunststoffdispersionsanstriche auf Leimfarbe gestrichen wurde, vermutet man dies oft nicht. Dann löst sich die wasserlösliche Leimfarbe bei einem weiteren Anstrich unter den alten Disperionsfarbschichten und das ganze fällt von der Decke oder der Wand. Der Bösewicht ist allerdings nicht die Leimfarbe, sondern der nicht fachgerecht aufgebrachte Dispersionsanstrich. Leimfarbenbestandteile sind: Kreide, Marmormehl, Porzellanerde, Methylzellulose (oder andere „Leime“, z.B. Kasein). Lehmfarben oder Kaseinfarben können als Leimfarben bezeichnet werden.
Die drei genannten Anstrichmaterialien sind wasserlöslich. D.h. sie können bei Reparaturen des Lehmputz ohne Weiteres in den abgeschlagenen, wiederzuverwendenen Lehm eingemischt werden. Das verändert die Farbe des Lehms, tut ansonsten aber nichts zur Sache. Für mich ist das ein Vorteil, wenn ich langfristig denke. Allerdings muss dagegengehalten werden, dass wasserlösliche Anstriche nicht endlos oft überstrichen werden können.
Nicht wasserlöslich, aber auch fester, sind Silikatfarben. Dabei muss beachtet werden, dass reine Silikatfarben nicht auf Lehm haften. Daher ist hier ein geringer Anteil an Kunststoffdispersion notwendig. Inhaltsstoffe sind beispielsweise: mineralische Füllstoffe, Silikat, Acrylatharz, Cellulosen
Dann sind noch die Kalkfarben zu nennen. Traditionell werden sie auf Lehmflächen sowohl innen als auch außen verwendet. Die Kalktünche besteht aus Weißkalkhydrat und Wasser. Sie kann, wie alle Kalkfarben mit kalkechten Pigmenten eingefärbt werden. Einfacher zu verarbeiten sind zeitgemäße Kalkanstriche. Deren Rezeptur ist aufwendiger, dafür sind sie einfacher zu verarbeiten und dauerhafter. Sie bestehen typischer Weise aus: Sumpfkalk, Marmormehl, Dispersion, Methylcellulose.