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Bilder aufhängen

„Jetzt ist der farbige Lehmfinish so schön, dass ich keine Nägel für Bilder mehr einschlagen möchte. Ist das wirklich ein Thema oder gibt es besseres?“

Ja, das ist ein Thema. Lehmputz kann zwar nachgearbeitet werden, ohne dass anschließend Spuren davon zu sehen wären, allerdings gilt das nicht für jeden Fall. Braunen Lehm, der angestrichen werden muss, kann man ganz gut reparieren, wenn der Anstrich wasserlöslich ist. Dann können Lehm und Anstrich wieder plastisch gemacht und die ursprüngliche Oberflächenstruktur wiederhergestellt werden. Anschließend wird neu angestrichen. Hier kann man ohne weiteres Bilderhalter in die Wand nageln – auch wenn das in diesem Fall nicht so ist.

Anders sieht es aus, wenn ein Finishputz verwendet wurde. Hier muss von Farbton zu Farbton unterschieden werden. Mit weißem Lehmputz habe ich gute Erfahrungen, bei dem roten klappt es nicht. Kleine Nagellöcher können vorsichtig retuschiert werden. Das verlangt einiges an Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Wird die zu reparierende Stelle zu groß, funktioniert das nicht mehr. Spätestens beim Nachreiben entstehen gerne „Wolken“, die nicht gewünscht sind. Das liegt an der unterschiedlichen Beschaffenheit der einzelnen, miteinander gemischten, farbigen Lehme. Bei pigmentierten Lehmputzen muss ich passen, damit habe ich keine Erfahrung.

Wenn dann trotzdem Bilder aufgehängt werden sollen, die ab und an wechseln und auch noch verschieden groß sind, haben wir entweder ein Problem oder wir sind schlau und nutzen Bilderleisten. Künstlern, Galeristen, Museen sind sie wohlbekannt. Super teuer sind sie auch nicht. Die Leisten können klasse an Farbübergängen der Wand vermitteln. Allerdings bleiben die „Strippen“ doch immer sichtbar und die Bilder hängen je nach Größe mehr oder weniger schräg. Letzteres kann mit der Art der Aufhängung beeinflusst werden.

Was nun besser gefällt, eine gewisse Robustheit im Umgang mit der schönen Oberfläche oder die sichtbare Aufhängung, bleibt jedem selbst überlassen.

Von rot zu lehmrot

Heute einmal keine Frage, sondern ein Bericht. Im Haus der Künstlerin Antje Seemann wird renoviert. Bei dem gut Hundert Jahre alten Gebäude ist es mit anstreichen nicht getan. Zu viele Schichten und Sünden kleben an Decken und Wänden.

  1. Auch hier gilt die alte Kung-Fu-Weisheit „Es beginnt bevor es beginnt“: Ausräumen, Boden abdecken, Wand abkratzen bis auf den ursprünglichen Putz.
  2. Es folgt eine feinkörnige Grundierung, in diesem Fall eine gelbe.
  3. Dann wird die Decke bearbeitet bevor endlich die erste Lage Lehmfeinputz aufgetragen wird. Er ist nötig, damit ein homogener Untergrund für den folgenden roten Finish-Putz geschafen wird.
  4. Der lehmrote Finish-Putz wie er angeliefert wird. Er hat die Farbe, die er auch in fertig durchgetrocknetem Zustand an der Wand haben wird. Das zu wissen hilf bei der Farbwahl. Denoch hatten wir auf der gelben Wand eine angemessen große Musterfläche angelegt, um die Farbe bei wechselnden Lichtverhältnissen zu beurteilen.
  5. Auftragen des Lehmrot. Frisch wirkt es leicht orange, leuchtend.
  6. Nach dem Abschwammen noch nassglänzend.
  7. Während der Trocknung.
  8. Nach dem Durchtrocknen sander der Lehmputz noch. Er muss leicht feucht mit einem Schwamm abgerieben oder mit einer Bürste trocken abgerieben werden. Wir haben an einem weiteren Muster in einem anderen Raum den Schrubber gestet – und für gut befunden. Das Arbeitenmit dem Stiel erleichtert ungemein.
  9. Die rote Wand ist nun lehmrot. Die Farbtiefe im Vergleich zum ursprünglichen Anstrich ist in der Tat beeindruckend. Ich bilde mir ein, dies auf den Fotos sehen zu können.

Fliesen auf Lehmuntergrund?

„Können Fliesen auf Lehmuntergründe, z.B. Lehmunterputz, geklebt werden?“

Ansich ja nicht, aber dann wieder doch. Klar ist, dass Lehm wasserlöslich ist. Wenn also Wasser hinter die Fliesen gelangen kann, könnte der Lehmuntergrund seine Festigkeit verlieren. Ob sich im Streitfall ein Sachverständiger mit einer Festigung mittels Tiefengrund zufrieden gibt, darf bezweifelt werden. Nun gut, das war eh bekannt und jetzt klar. Kleben wir nun Fliesen an die Wand.

Im Gegensatz zu dem Foto vom Ende der 1990er halte ich es heute für sinnvoll, Lehmputz erst mit Tiefengrund zu streichen. Das festigt den Lehm und erhöht die Tragfähigkeit auch für dickere Fliesen. Zum Verkleben funktioniert zementöser Flexkleber. Ansich würde auch Lehmklebe- und armierungsmörtel funktionieren, dennoch sei beachtet: Wohin soll das Anmachwasser ausftrocknen, wenn raumseitig Fliesen den Weg versperren?

Auch Spiegel klebe ich auf Lehmputz.

 

Lehmfarbe auf Glas

Beim Aufbau einer Kunstausstellung spiegelte sich das Licht der Fenster zu sehr in den Bildern. Die Fenster mussten abgedeckt werden und doch ausreichend Helligkeit durchlassen. Der Lehmbauer schlug weiße Lehmfarbe vor.

Also wurde ein Test mit wasserlöslicher, weißer Lehmfarbe gemacht. Das Aufbringen mit der Roll klappt schnell und gut. In trockenem Zustand ist die Farbe ausreichend wischfest fest. Mit einem gut nassen Schwamm kann sie ohne weiteres wieder angewaschen werden. Rückstände gibt es keine.

   

Der Ausstellung hat der Lehmfarbanstrich der Fenster ein schönes Licht und eine angenehme räumliche Wirkung gebracht. Allein die Gleichmäßigkeit des Farbauftrags ist eher „künstlerisch“. Für diesen Zweck, der eine gewisse provosorische Wirkung erlaubte, hat sich die Farbe bewährt.

   

Von außen sehen die Fenstergläser gut aus. Vielleicht taugt sie ja auch als temporärer Sonnenschutz in heißen Sommern?

 

Macken im Lehmputz

„Wenn ich eine Macke in den Lehmputz mache, habe ich einen auffälligen, braunen Fleck in der weißen Wand. Bei Gipsputz habe ich das nicht.“

Gut, passiert ja schon einmal, so eine Macke, wie hier in meinem Büro. Bei hellen Gipsputz fällt das nur bei heller, weißer Wandfarbe nicht auf. Bei allen anderen Farbtönen gibt es einen gipsweißen Fleck. Da sehe ich keinen Unterschied. Bei weiß gestrichenen Wänden stimmt es natürlich, dass der braune Lehmputz auffällt. Dann bleibt nur vorsichtiges nacharbeiten mit der verwendeten Farbe.

Die bessere Variante unter diesen Gesichtspunkten sind farbige bzw. weiße Lehmputze. Sie sind durchgefärbt ca. 2 mm dick, je nach Produkt. Wenn eine Macke kein Loch ist, fällt hier ein Fleck nicht auf. Auch andere Flecken können hier oft einfach weg gerieben werden, wie hier im Beispiel der dunkle Streifen. Tatsächlich habe ich auf diese Weise auch Rotweinflecken aus weißem Lehmputz entfernt und braune Wasserflecken aus grüngrauem Lehmputz. Man kann das aber nicht für jeden Farbton, jedes Produkt und jeden Fleck verallgemeinern.

 

Dadurch, dass hier nicht nur eine hauchdünne Farbschicht auf den Putz aufgetragen ist, sondern der farbige Lehmputz einige Millimeter dick ist, entsteht eine robustere Oberfläche.

 

Farbe auf Lehmputz

„Mit welcher Farbe kann/sollte ich Lehmputz anstreichen?“

Im Prinzip haftet fast jede Farbe auf Lehm, die auch auf anderen Putzen haftet. Es sollte natürlich beachtet werden, dass die guten raumklimatischen Eigenschaften des Lehms, also besonders die Wasserdampfaufnahme und -abgabe, erhalten bleiben und nicht durch den Anstrich eingeschränkt werden. Dazu kommen die Fragen der Nachhaltigkeit und der gesundheitlichen Verträglichkeit. Folglich kommen für mich die Anstriche aus dem (Erdöl-)Chemiebaukasten nicht in Frage, also keine der üblichen Dispersionsfarben. Für Dispersionsfarben der Naturfarbenhersteller sieht die Sache anders aus.

Bei dieser Lehmfarbe ist der bleibende, gewollte Pinselstrich charakteristisch

Die Hersteller von Lehmbaustoffen und Naturfarbenhersteller bieten Lehmfarben an, teils pigmentiert, teils mit farbigen Lehmen eingefärbt. Beispiele für Inhaltsstoffe sind: Lehm, Marmormehl, Kreide, Cellulosefasern, Kasein, Methylcellulose u.a.. Hier gilt ebenso wie bei allen Baumaterialien: Volldeklaration einsehen – ohne Volldeklaration kann keine Entscheidung getroffen werden.

Gute Erfahrungen habe ich mit Marmormehl- oder Kalk-Kasein-Farben gemacht. Typische Bestandteile sind u.a. Kasein (Milcheiweiß), Weißkalk, Kreide, Ton, Cellulosen, Kalkspat, Marmormehle.

Ein weiterer, in Altbauten immer wieder vorzufindender, Anstrich ist die Leimfarbe. Sie gilt zu Unrecht als veraltet. Leider sorgt sie bei Renovierungs- bzw- Modernisierungsarbeiten immer wieder für Ärger: Wenn Kunststoffdispersionsanstriche auf Leimfarbe gestrichen wurde, vermutet man dies oft nicht. Dann löst sich die wasserlösliche Leimfarbe bei einem weiteren Anstrich unter den alten Disperionsfarbschichten und das ganze fällt von der Decke oder der Wand. Der Bösewicht ist allerdings nicht die Leimfarbe, sondern der nicht fachgerecht aufgebrachte Dispersionsanstrich. Leimfarbenbestandteile sind: Kreide, Marmormehl, Porzellanerde, Methylzellulose (oder andere „Leime“, z.B. Kasein). Lehmfarben oder Kaseinfarben können als Leimfarben bezeichnet werden.

Die drei genannten Anstrichmaterialien sind wasserlöslich. D.h. sie können bei Reparaturen des Lehmputz ohne Weiteres in den abgeschlagenen, wiederzuverwendenen Lehm eingemischt werden. Das verändert die Farbe des Lehms, tut ansonsten aber nichts zur Sache. Für mich ist das ein Vorteil, wenn ich langfristig denke. Allerdings muss dagegengehalten werden, dass wasserlösliche Anstriche nicht endlos oft überstrichen werden können.

Nicht wasserlöslich, aber auch fester, sind Silikatfarben. Dabei muss beachtet werden, dass reine Silikatfarben nicht auf Lehm haften. Daher ist hier ein geringer Anteil an Kunststoffdispersion notwendig. Inhaltsstoffe sind beispielsweise: mineralische Füllstoffe, Silikat, Acrylatharz, Cellulosen

Dann sind noch die Kalkfarben zu nennen. Traditionell werden sie auf Lehmflächen sowohl innen als auch außen verwendet. Die Kalktünche besteht aus Weißkalkhydrat und Wasser. Sie kann, wie alle Kalkfarben mit kalkechten Pigmenten eingefärbt werden. Einfacher zu verarbeiten sind zeitgemäße Kalkanstriche. Deren Rezeptur ist aufwendiger, dafür sind sie einfacher zu verarbeiten und dauerhafter. Sie bestehen typischer Weise aus: Sumpfkalk, Marmormehl, Dispersion, Methylcellulose.